Dr. Falk Richter, Dipl.-Psych.

Dr. Falk Richter,
Dresden




15.03.2012:

Gesunde und weniger gesunde Berufe in Deutschland

Tags: Arbeitsgestaltung und Ergonomie Betriebliche Gesundheitsförderung und Gesundheitsmanagement Demografischer Wandel und Fachkräftemangel


Wissenschaftler der Hochschule Aalen haben jetzt für die Zeitschrift "Men's Health" auf der Basis von Versicherungsdaten aus den Jahren 2010 und 2011 das Gesundheits- bzw. Erkrankungsrisiko von 60 Berufen in Deutschland analysiert:

Die gesündesten Berufe Deutschlands
(mittelstanddirekt.de)

Die unterschiedlichen Berufe wurden unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt, Gelenkverschleiss, Stress und andere Gesundheitsrisiken anhand einer Notenskala von 1 bis 6 bewertet.

Mit der Note 1.6 schneiden dabei Manager, Politiker, Richter und Steuerberater am besten ab. Mit 5.2 die schlechteste Note erhalten u.a. Bauarbeiter und Betonbauer.

Die Autoren der Studie weisen dabei darauf hin, dass nicht nur die Tätigkeit, sondern auch Bildung, Einkommen und beruflicher Status den individuellen Gesundheitsstatus beeinflussen.

Allerdings lohnt sich durchaus ein genauer Blick auf die betrachteten Tätigkeiten, deren Inhalte, Belastungsfaktoren - und Ressourcen!

Als besonders gesund können demnach Berufe gestuft werden, in denen ein großer Entscheidungsspielraum und vielfältige und hohe geistige Anforderungen gegeben sind, die körperlichen und psychischen Belastungen allerdings eher gering ausfallen.

(Wer letzteres in Abrede stellen möchte: Nach meiner Beobachtung ist es nicht gerade die Regel, dass fachliche und persönliche Fehlleistungen von Managern und Politikern zu empfindlichen persönlichen Einschnitten führen.)

Ein besonderes gesundheitliches Risiko scheint dagegen aus Berufen zu resultieren, in denen körperliche Belastungen im Vordergrund stehen und das Unfallrisiko im Betrieb erhöht ist.

Dass Krankenpfleger und Altenpfleger mit der Note 4.8 ebenfalls sehr schlecht dastehen, dürfte auch an fehlender oder nicht genutzter technischer Unterstützung sowie dünner Personaldecke und daraus resultierenden gegenseitigen Unterstützungsmöglichkeiten liegen.


Gesundheit ist wichtiger!


Große Widersprüche in den Erwartungen unterschiedlicher Zielgruppen (Vorgaben der Institution, eigene Zielvorstellungen, Schüler, Eltern, breite Öffentlichkeit) können eine Quelle großer psychischer Belastung z.B. bei Lehrern, Erziehern und Sozialarbeitern sein. Ähnliches gilt für Call-Center-Arbeiter und weitere Berufe, in denen ebenfalls erhebliche Widersprüche zwischen Vorgaben des Unternehmens oder der Institution, eigenen Zielvorstellungen und den Ansprüchen der Kunden bestehen können.

Nicht zuletzt resultiert ein hohes Krankheitsrisiko auch daraus, wenn hohe Arbeitsintensität kombiniert mit geringem Entscheidungsspielraum und relativ einförmigen Abläufen auftreten. Nach dem Job-Demand-Control-Model von Karasek und Theorell (1990) ergibt sich bei dieser Kombination das höchste Ausmaß an Stress. Das Modell ist gut bestätigt und verweist für solche High-Strain-Jobs auf die höchsten Ausprägungen für Erschöpfung, Depressivität, Fehlzeiten, Tablettenkonsum sowie Arbeitsunzufriedenheit und Lebensunzufriedenheit.

Wichtig ist allerdings auch die in der Arbeit erfahrene Wertschätzung - mindestens durch Vorgesetzte.

Gesundheit sollte für jeden - Arbeitgeber wie Arbeitnehmer - sehr wichtig sein. Wichtiger als der Umstand, "irgendeine" Arbeit zu haben.

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Beachten Sie dazu bitte auch meine Angebote zu den Themen Gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung und Demografieorientierte Personalarbeit (mit dem Fokus auf dem Erhalt von Gesundheit und Arbeitsfähigkeit über die Spanne des Erwerbslebens) !

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