Dr. Falk Richter, Dipl.-Psych.

Dr. Falk Richter,
Dresden




28.11.2012:

Gestaltung von Qualifizierungsmaßnahmen für Ältere

Tags: Demografischer Wandel und Fachkräftemangel Personalentwicklung Vorurteile, Stereotype, Diskriminierung Wertschätzung


Älteren Beschäftigten gegenüber bestehen eine Reihe von Vorurteilen. Dazu gehört auch die Annahme einer abnehmenden Lernleistung und Lernbereitschaft. Diese Vorurteile lassen sich jedoch nicht bestätigen. So weist die Trainingsleistung im Durchschnitt praktisch keinen Zusammenhang mit dem Alter auf: Nimmt berufliche Leistungsfähigkeit mit dem Alter ab? (Ergebnisse einer Metaanalyse).

Allerdings sind Lernangebote für erwachsene Lerner anders zu gestalten als z.B. der Frontalunterricht in der Schule. Nicht nur für die Mitarbeiter ab 50 Jahren, sondern ganz allgemein für berufserfahrene Lerner. Das Lernen von Berufstätigen ist etwas anderes als das Lernen in der Schule oder in einem Universitätsstudium (wo allerdings auch einiges zu verbessern wäre).

Stellen Sie sich einfach die Situation vor, dass z.B. ein junger Trainer Führungskräften mit 20 Jahren Berufserfahrung etwas über Kommunikation, Verkauf oder die Führung von Mitarbeitern beibringen möchte. Hier kann es schnell zu Blockaden des Lernfortschritts kommen, wenn der Trainer das Wissen der erfahrenen Führungskräfte ignoriert.

Mit besonderen Schwierigkeiten ist dann zu rechnen, wenn die Beschäftigten jahraus jahrein stupiden Tätigkeiten ohne weiteres Lernerfordernis nachgehen. Wer 20 Jahre an derselben Maschine tätig war und nie an Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen hat, wird zunächst nicht bereit sein und erhebliche Schwierigkeiten haben, sich umzustellen, wenn eben diese Maschine ausgemustert werden soll. Einer solchen abnehmenden Lernbereitschaft und Lernfähigkeit kann man aber entgegenwirken, indem man die Beschäftigten ständig mit Lernerfordernissen konfrontiert und die Arbeit abwechslungsreich gestaltet (z.B. durch Job Rotation). Allerdings müssen die Qualifizierungsmaßnahmen auch einen praktischen Nutzen für die ausgeübte Tätigkeit haben!

Welche Aspekte sind bei der Gestaltung von Qualifizierungsmaßnahmen insbesondere für Ältere zu berücksichtigen?

Berufliche Qualifizierung zielt meist auf den Erwerb eines Ausbildungszertifikats ab. Allerdings findet Lernen auch in vielfältigen Formen in der Arbeit selbst, im sozialen Umfeld, durch individuelles Literaturstudium usw. statt. Für solche meist sehr praktischen Wissensbestände liegen üblicherweise keine Zertifikate und Diplome vor.

Gestandene Fach- und Führungskräfte verfügen über vielfältige Erfahrungen auf einem bestimmten Gebiet. Diese Erfahrungen können und sollten zum Gegenstand gemacht werden. Was ist an dem bisherigen Vorgehen ungünstig? Was kann man besser machen? Letztlich wird der einzelne immer selbst entscheiden, welche Inhalte aus einem Seminar er für sich annimmt und auch praktisch umsetzt.

Es ist wichtig, dass die Teilnehmer für ihr Wissen Wertschätzung erfahren. Auch dann, wenn manches Wissen aufgrund des Wegfalls einer alten Maschine zunächst hinfällig wird. Vielleicht lässt sich ja manche Erfahrung doch noch auf eine neu zu lernende Technologie übertragen.

Die Wertschätzung vorhandener Erfahrung ist mindestens wichtig, um die Lernbereitschaft älterer Beschäftigter zu fördern!

Die Teilnehmer aus Betrieben verfügen aber auch über das Wissen, was im Unternehmen überhaupt geht und was nicht.


Zitat Churchill Lernen sich belehren lassen

Weitere Zitate und Sprüche


Gerade bei Seminaren von externen Anbietern ist nicht immer sicher, dass die Inhalte praktisch anwendbar sind. Es könnte z.B. sein, dass bestimmte Inhalte eines an sich guten Führungstrainings gar nicht zur gelebten Kultur, Arbeitsorganisation und den Arbeitsaufgaben in einem Unternehmen passen.

Je älter man wird, desto mehr entwickelt man auch seine Eigenarten und Vorlieben im Umgang mit einem Lerngegenstand. Dementsprechend sollten auch Freiräume für individuelle Vorgehensweisen zur Verfügung stehen: Wissensvermittlung durch den Trainer und Diskussion der Inhalte, eigenes Üben, Beobachtung anderer, Erfahrungsaustausch mit den anderen Teilnehmern, Lernmedien für individuelles Lernen, Hinweise auf weitere Informationsquellen... Es gibt nicht die eine Lernform, die für alle optimal ist!

Generell sollten vor jeder Qualifizierungsmaßnahme die individuellen Erwartungen und Gründe für die Teilnahme geklärt werden.

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Beachten Sie dazu bitte auch meine Angebote zum Thema Demografieorientierte Personalarbeit !

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