Dr. Falk Richter, Dipl.-Psych.

Dr. Falk Richter,
Dresden




04.06.2012:

Burnout und fehlende Wertschätzung

Tags: Arbeitsgestaltung und Ergonomie Betriebliche Gesundheitsförderung und Gesundheitsmanagement Burnout Wertschätzung


Der Begriff Burnout ist derzeit in aller Munde. Relativ wenig wird in diesem Zusammenhang aber von Wertschätzung gesprochen. Dabei möchte ich etwas provokant behaupten: Wenn jemand ausreichend Wertschätzung für seine Anstrengungen erfährt, ist Burnout weitgehend ausgeschlossen!

Burnout ist nicht einfach Ergebnis dauerhaft hoher Anstrengung und Überarbeitung. Erhöhte Arbeitsintensität im Zusammenhang mit modernen Managementkonzepten ist zwar ein wesentlicher Einflussfaktor, reicht allerdings nicht aus, um psychische Probleme am Arbeitsplatz zu erklären.

Erst wenn die Wertschätzung für diese Anstrengung und Arbeit fehlt, steigt die Wahrscheinlichkeit von Burnout rapide an.

Dabei spielt zunächst Wertschätzung in Form eines angemessenen Gehalts eine wichtige Rolle. Noch viel wichtiger sind allerdings die erlebte Sinnhaftigkeit und Rückmeldung aus der Tätigkeit und die Anerkennung, die man von anderen erfährt.

Eine körperlich oder auch geistig anstrengende Arbeit kann befriedigend und motivierend sein, wenn sie gleichzeitig Feedback beinhaltet! Ein solches Feedback kann aus der Aufgabe selbst resultieren, d.h. dass man selber am Ergebnis sieht, was man geschafft hat, und sich darüber freuen kann.


Zitat Albert Einstein Holzhacken

Weitere Zitate und Sprüche


In manchen Berufen wird man nicht unmittelbar durch das Arbeitsergebnis oder durch Kunden und Klienten ein Feedback und Wertschätzung erhalten. Feedback muss hier über Kollegen und Vorgesetzte erfolgen.

Allerdings spielen auch die individuellen Ansprüche eine wichtige Rolle. Welche Art von Wertschätzung erwarte ich für meine Arbeit, welchen Verdienst, welche Rückmeldung von anderen (Kunden, Klienten, Kollegen, Vorgesetzte)? Erwarte ich möglicherweise auch zu viel an Ergebnissen? Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn jemand in einem helfenden Beruf eine völlig unrealistische Erfolgsquote anstrebt.

Für die Prophylaxe von Burnout sind wir alle verantwortlich. Für uns selbst, indem wir zunächst unsere Erwartungen und Ansprüche an eine Tätigkeit und einen Beruf reflektieren. Als Vorgesetzte von Mitarbeitern oder auch als Kunden und Klienten sind wir aber auch mehr oder weniger für die Wertschätzung verantwortlich, die anderen zuteil wird! Wie oft nehmen wir bestimmte Leistungen wie selbstverständlich hin, ohne uns zu bedanken! Über Fehler zu meckern, fällt uns meist leicht, Anerkennung wird dagegen viel zu selten ausgesprochen!

Es ist die Aufgabe von Unternehmen, Prozesse und Arbeitsaufgaben so zu gestalten, dass die Beschäftigte dabei eine Rückmeldung zu ihrer Tätigkeit erhalten. Diese Rückmeldung kann aus der Aufgabe selbst, von Kunden bzw. Klienten und/oder von Kollegen und Vorgesetzten kommen. Eine Voraussetzung für die Rückmeldung aus der Aufgabe selbst sind ganzheitliche Tätigkeiten mit einer individuellen Verantwortung für Ergebnisse.

Es ist die Aufgabe von Führungskräften, den Mitarbeitern unmittelbar Wertschätzung zukommen zu lassen und immer wieder auch den Sinn ihrer Tätigkeit zu verdeutlichen - insbesondere dann, wenn Aufgaben eigentlich wenig ganzheitlich sind oder von Kunden bzw. Klienten eine positive Rückmeldung nicht zu erwarten ist (z.B. bei der Annahme von Reklamationen oder in der Palliativpflege).


Zitat Dale Carnegie Anerkennung


Es ist schließlich eine Aufgabe der Beschäftigten selbst, sich die eigenen Ansprüche und Erwartungen bewusst zu machen. Von wem erwarte ich welche Anerkennung und Rückmeldung? Diese Ansprüche können dann entweder reduziert werden oder man organisiert sich seine Tätigkeit so, dass man in Zukunft eine solche Anerkennung und Rückmeldung erfährt. Am Ende kann aber auch die Entscheidung stehen, den Beruf und die Tätigkeit zu wechseln, um sich anderen Dingen zuzuwenden, für die man mehr Wertschätzung erhält (und/oder ein besseres Gehalt).

In vielen Berufen, in denen helfende Tätigkeiten oder die Führung von Mitarbeitern im Vordergrund stehen, ist eine Supervision und ein Coaching sinnvoll bzw. erforderlich, um individuelle Ansprüche und Erwartungen immer wieder kritisch zu hinterfragen. Aber auch Selbständige und Freiberufler sollten regelmäßig eine solche Reflexion des eigenen Tuns vornehmen.

...

Beachten Sie dazu bitte auch meine Angebote zu den Themen gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung und Selbstmanagement, Stressmanagement !

...

Diesen Beitrag teilen: Facebook Twitter Google plus XING LinkedIn AddThis

...

Zur Übersicht aller Beiträge im News-Blog